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Sind wir allein im Universum? : Meine Spurensuche im All / Lisa Kaltenegger

Die Astrophysikerin Lisa Kaltenegger forscht nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, die möglicherweise Leben tragen könnten und entwickelt entsprechende, in der Forschung vielgefragte Atmosphärenmodelle dazu. Seit 2015 ist sie Direktorin des Carl Sagan Institute am Cornell University und gilt als Pionierin auf ihrem Fachgebiet. Mit „Sind wir allein im Universum?“ legt sie ein populärwissenschaftliches Sachbuch vor, dass den gegenwärtigen Forschungsstand beschreibt, die Analysemethoden und Werkzeuge sowie grundsätzliche Fragen nach den Bedingungen, unter denen Leben vorstellbar ist.

Die Frage nach extraterrestrischem Leben in den Weiten des Weltalls ausserhalb unseres Sonnensystems gehörte vor drei Jahrzehnten noch zu denjenigen Rätseln, zu denen es allenfalls spekulative Antworten gab: die technischen Möglichkeiten reichten damals bei weitem noch nicht dazu aus, Planeten zu entdecken, die um ferne Sonnen kreisen. Das hat sich seit Mitte der 1990er Jahre gewaltig geändert: mittlerweile sind über 3400 Exoplaneten bekannt, die mit unterschiedlichen Verfahren entdeckt wurden. Dabei ist sogar eine Unterscheidung nach Gas- oder Felsenplaneten und nicht selten eine recht gute Einschätzung der Größe möglich.

Kaltenegger geht zunächst von unserem Platz im Universum aus, analysiert die verschiedenen Planeten und Monde im Sonnensystem auf ihre Entstehung und mögliche Eignung für die Entwicklung von Leben: erkennbar wird, welche Himmelskörper in unserem Heimatsystem in Zukunft für genauere Untersuchungen ein lohnendes Ziel sein könnten. Danach führt uns Kaltenegger in das zur Verfügung stehende Instrumentarium für die Suche nach extraterrestrischem Leben ein, bei dem insbesondere das Weltraumteleskop Kepler eine große Rolle spielt. Als wesentlich für die Suche nach außerirdischem Leben erweist sich dabei die Definition habitabler, also lebensfreundlicher Zonen, um ferne Systeme entsprechend untersuchen und bei entdeckten Exoplaneten eine realistische Einschätzung zumindest dazu geben zu können, ob der Planet potentiell Leben tragen könnte. Dabei macht sie deutlich, dass es keinen perfekten Planeten geben kann und sich andere Planeten, die Leben tragen, mit hoher Wahrscheinlichkeit über die Jahrmillionen ebenso dramatisch verändern wie die Erde seit dem Beginn des Lebens: hier hat sich eine zunächst lebensfeindliche Umgebung zu einem sich klimatisch selbst mittels des Treibhauseffektes regulierenden System entwickelt, dass eine breite Evolution von Leben trägt. Andere Welten könnten dem dort existierenden Leben andere Bedingungen bieten und so einen wesentlichen Einfluss auf das Potential dort entstehender Spezies ausüben. Da auch auf der Erde die Evolution gänzlich anders hätte ablaufen können, ist zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit für den Fall extraterrestrischen Lebens von kohlenstoffbasiertem Leben auszugehen: die Lebensformen könnten sich allerdings erheblich von dem, was wir gewohnt sind, unterscheiden, da neben dem Klima auch die Schwerkraft und andere lokale Besonderheiten einen erheblichen Einfluss haben.

Besonders faszinierend an Kalteneggers Buch sind auch die Schilderungen von Sonnensystemen, die ganz anders sind als unseres: so gibt es Vierfach-Sonnensysteme, bei denen sich jeweils zwei umeinander rotierende Doppelsterne umkreisen und gleichzeitig noch von Planeten umgeben sind: das müssen einzigartige Sonnenaufgänge sein. Verblüffend auch, dass man bei weit entfernten Gasriesen sogar Stürme feststellen kann.

Am Schluss listet Kaltenegger die Top-Ten der Exoplaneten auf: darunter sind Eisgiganten, Gasriesen und heisse Jupiter, aber auch Mini-Neptune, Lava-Welten und Super-Erden. Die Entfernungen reichen vom nahen Alpha-Centauri-System in 4 Lichtjahren bis zu Systemen, die 500 Lichtjahre entfernt von uns sind. Kaltenegger formuliert berechtigte Hoffnungen, dass mit künftigen Generationen von Teleskopen und Messtechniken sehr viel genauere Angaben zu den entdeckten Planeten gemacht werden kann und mit hoher Wahrscheinlichkeit allein anhand von Spektralanalysen der Atmosphäre auf das bloße Vorhandensein von Leben geschlossen werden kann. Wie dieses Leben aussieht, ist dann aber noch eine Frage, auf deren Antwort wir wohl länger werden warten müssen. Fest steht, dass die Forschung an Exoplaneten auch Rückschlüsse auf unseren eigenen Planeten zulässt und uns hilft, irdische Prozesse und Strukturen besser zu verstehen.

„Sind wir allein im Universum?“ ist ein ungeheuer faszinierendes, auch für astrophysikalische Laien gut geeignetes und spannend zu lesendes Buch, das darüberhinaus ebenso witzig wie anschaulich illustriert ist. Man merkt Lisa Kaltenegger die Faszination für ihr Forschungsgebiet an. Nach der überaus lohnenden, den Blick in die unendlichen Weiten des Alls hebenden Lektüre bleibt zu hoffen, dass Kaltenegger uns auch in Zukunft auf dem Laufenden halten wird über die hoffentlich eines Tages erfolgreiche Suche nach Spuren von Leben im All.

6 Kommentare zu “Sind wir allein im Universum? : Meine Spurensuche im All / Lisa Kaltenegger

  1. Pingback: Pilgern im Universum | Samate

  2. Pingback: Leichengeruch… | Samate

  3. Ohhhh das will ich haben und hier liegt auch noch ein Geburtstags-Büchergutschein, ich ahne schlimmes 😉 Danke für die tolle Rezension … Liebe Grüße vom bingereader

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